Die Veröffentlichungen zur Zukunft der Innenstadtgemeinden haben auch Unklarheiten hinterlassen. Daher hier ein paar Hinweise. Mein Ausscheiden aus dem Amt als Diözesan-Caritaspfarrer geschah auf meinen eigenen Wunsch hin. Mit 70 Jahren dürfen wir Priester uns von Ämtern in den Ruhestand entpflichten lassen. Meine Verantwortung als Pfarrer der Gemeinden St. Maria im Kapitol und St. Maria in Lyskirchen ist nicht in den Ruhestand versetzt worden. Hier werde ich gerne noch mit den Gemeinden zusammen in der Verantwortung stehen.
In den Medien wurde auch von der zukünftigen Entwicklung der Pastoral in der Innenstadt gesprochen. Hier sind Entscheidungen des Erzbischofs nötig geworden, weil in diesem Frühjahr bzw. Sommer Gemeinden keinen Pfarrer mehr haben werden, weil es weniger Priester gibt, weil es auch Veränderungen in der Zugehörigkeit der katholischen Glaubenden gibt. Vermutlich ist der Priestermangel der Auslöser für die Veränderung. Wir können und sollen aber auch nicht übersehen, dass in den Gemeinden Veränderungen geschehen. Darauf ist seelsorglich und organisatorisch zu antworten.
Der Wunsch des Erzbischofs ist es, dass die Kölner Innenstadtgemeinden in ihrer je eigenen Profilierung als eine ziemlich einmalige Vielfalt gelebten Katholischseins erhalten bleiben. In der Zukunft wird es einen Pfarrer geben, der rechtlich die Gemeinden leitet. Diese Zukunft kommt immer dann zum Zuge, wenn ein derzeitiger kanonischer Pfarrer seine Pfarrstelle verlässt. Die jetzt ansässigen Pfarrstellen bleiben also vorläufig so erhalten.
Die Zukunft der Gemeinden wird mehr als in bisheriger Tradition durch die sich dort versammelnden Gemeinden geprägt sein – nicht ‚müssen’, sondern ‚sein’, weil Glaube nicht erst da zusammenführt und gelebt sein will, wo es einen Priester gibt.
Es stehen Fragen an, wie pastorale Gemeindeleitung vor Ort aussehen könnte – z.B. durch Pastoral- oder Gemeindereferetinnen und Referenten – oder durch andere nicht im Priesteramt stehende Frauen und Männer. Die Situation erfordert, dass wir Vorstellungen jenseits der bisher geübten Praxis entwickeln müssen. Es gibt auf der Welt schon andere Modelle, wie Gemeinden ohne Priester leben.
Die Aufgabe des ‚Über-Pfarrers’ aller Innenstadtgemeinden wird u.a. darin bestehen, dass er diese gewollt unterschiedlichen geistlichen Gemeindeort in ihrer Vielfalt zusammenhält und einander inspirieren hilft. Wie so etwas gehen kann, das bedarf unserer Wachsamkeit auf das hin, was ‚des Geistes’ sein wird.
Organisational wird einiges noch zu regeln sein. Es sind keine Fusionen der Gemeinden der Innenstadt vorgesehen. Wie werden die Gemeinden organisiert in den weltlichen Dingen, wenn es kei-nen eigenen kanonischen Pfarrer vor Ort mehr gibt? Es wird Verwaltungsleiter geben, die die Geschäfte mit führen, auf fachkundige Gemeindemitglieder wird gesetzt, auf Kirchenvorstandsver-antwortliche ...
Bei einer so komplex zu lösenden Aufgabe bedarf es auch einer Vor-Entscheidung, die der oberste Bistumsverantwortliche, der Erzbischof mit seinen Mitarbeitenden, zu treffen hat. Jetzt besteht die Einladung der Bistumsleitung, dass Mitverantwortliche der Gemeinden mitwirken an der konkreten Entwicklung dessen, was unsere Zukunft mitbestimmen wird. Bisher ist schon einmal sicher, dass diese gänzlich neu zu gestaltende Aufgabe dieses ‚Über-Pfarrers’ und der Gemeinden vom bisherigen Generalvikar Dr. Dominik Meiering übernommen wird. Ihm ein herzliches Willkommen; ihm und allen, die mitwirken werden, möge der Geist ein erwünschter Wegbegleiter sein. Manchmal führt der Geist Wege, die wir erst zu gehen lernen müssen. Manche haben auch Vertrauen und Lust darauf, diesen Anregungen des Geistes zuversichtlich zu folgen.
Matthias Schnegg